Filmtyp: Spielfilm |
Spieglein Spieglein an der Wand…
Inhalt: Um den Fängen ihres ihrer Familie offenbar aggressiv nachstellenden (noch-)Ehemannes zu entkommen, trifft die verzweifelte Rose (Nicola Harrison) eine schwerwiegende Entscheidung: gemeinsam mit ihren insgesamt vier Kindern flieht sie Ende der 60er Jahre von Großbritannien in die Vereinigten Staaten von Amerika. Einmal in ihrem neuen Heim an einer ebenso idyllischen wie verlassenen Küste angekommen, nimmt die Familie einen neuen Namen an und versucht, möglichst wenig Kontakt zu den Einheimischen aufzubauen. Doch schon kurz bevor sich die Kinder Jack (George MacKay), Jane (Mia Goth), Billy (Charlie Heaton) und der junge Sam (Matthew Stagg) richtig einleben können, erliegt ihrer Mutter ihrer schweren Krankheit – und hinterlässt ihren ältesten Sohn Jack mit einer wichtigen Aufgabe. Fortan soll er die Geschicke der Familie lenken und auf sie aufpassen – zumindest bis er 21 ist, und die Familie nicht mehr von den Behörden auseinandergerissen werden könnte. Tatsächlich scheint ihm das auch ganz gut zu gelingen – zumal er von seiner Liebe zur Bibliothekarin Allie (Anya Taylor-Joy) beflügelt wird. Problematisch ist indes, dass sich im großen Anwesen der Familie selbst einige höchst unheimliche Dinge ereignen… was insbesondere den jüngeren Geschwistern reichlich Sorge, ja wenn nicht gar panische Angst bereitet.
Kritik: Auch wenn der Filmtitel nicht sperriger hätte ausfallen können und die Geschichte von DAS GEHEIMNIS VON MARROWBONE nach nicht viel klingt – oder eher nur nach einer weiteren von so vielen, in denen eine vom Schicksal gebeutelte Familie in ein gruseliges Anwesen zieht und somit erst Recht Probleme bekommt – erweist es sich als ratsam, der von Sergio G. Sánchez (unter anderem der Ideengeber für DAS WAISENHAUS, siehe Review) erdachten Schauermär eine Chance zu geben. Und das vornehmlich, da es sich entgegen den ersten Vermutungen weniger um einen klassischen Horrorfilm als vielmehr um einen überraschend intensiven Thriller handelt – dem anstelle des plakativen Horrors weitaus mehr Elemente des Dramas inklusive einer vergleichsweise starken Charakterzeichnung innewohnen. Und um einen Thriller der – der mittlerweile vorhandenen Erfahrung des spanischen Schauspielers, Drehbuchautors und Regisseurs Sánchez sei Dank – schnell eine ähnlich klaustrophobische und in sich stimmige Atmosphäre etablieren kann wie einst DAS WAISENHAUS.
Die wohl aber größte Überraschung des Films ist, dass er im späteren Verlauf mit einem so nicht unbedingt erwarteten Twist daherkommt – und damit vielleicht sogar einen ähnlichen Effekt zu hinterlassen vermag wie der Genre-Klassiker THE SIXTH SENSE. Damit steht fest, dass sich DAS GEHEIMNIS VON MARROWBONE am ehesten in die Riege der eher ebenso mysteriös wie psychologisch angehauchten Thriller im Stile der bereits erwähnten Titel, sowie eventuell auch ICH SEH, ICH SEH (Review), SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT (Review) oder DER BABADOOK (Review) einreiht – und dabei eine alles andere als schlechte Figur macht. So kann nicht nur die Schauplatzwahl inklusive eines überraschenden Settings in den späten 60er Jahren überzeugen – auch das Setdesign, die Kostüme, der gesamte handwerkliche Part und die darstellerischen Leistungen der teils bekannten, hier recht erfrischend agierenden Nachwuchs-Akteure stimmen. Lediglich die sich dann doch etwas länglich anfühlende Auftaktphase mit einigen verzichtbaren Momenten sowie der doch noch vorhandene Impuls, sich den gängigen Konventionen des Horrorfilms zu näheren (Stichwort Jumpscares) verhindert hier größeres – was aber nichts daran ändert, dass man DAS GEHEIMNIS VON MARROWBONE problemlos empfehlen kann.
Bilder / Promofotos / Screenshots: © Metropolitan FilmExport, Universal Pictures