Was ist überhaupt eine pädagogische Distanz ? Und was die pädagogische Nähe ? Nun, der „perfekte“ Erzieher trägt bestenfalls eine möglichst ausgewogene Mischung beider Unterrichtskonzepte in sich, und lebt sie entsprechend im Alltag – das heißt, in seiner Interaktion mit den Kindern / seinen Schutzbefohlenen.
Merkmale der pädagogischen Distanz können beispielsweise sein:
- Deutliche Stellung als Autoritätsperson (z.B. Durchsetzungsvermögen gegenüber den Kindern)
- Fähigkeit zum Aussprechen eines klaren „Neins“ (situationsbedingt)
- Rundum-Blick für das Ganze (z.B. während einer Phase der Aufsichtspflicht)
- Keine Bevorteilung oder Benachteiligung einzelner Kinder
- Schaffen einer stimmigen Lernatmosphäre, Vermitteln von Lerninhalten oder Allgemeinwissen
- Ernstnehmen der Kinder als individuelle Persönlichkeiten
- Der Kontakt bzw. der Umgang mit den Kindern ist Teil des Arbeitslebens
Merkmale der pädagogischen Nähe können dagegen sein:
- Ein Kind ist nicht nur „Klient“, sondern auch ein einzigartiges Individuum
- Wirkliches Interesse am Wohlergehen des Kindes
- Deutliches Einfühlungsvermögen
- Fähigkeit zu Trösten, zu Unterstützen, emotional zu begleiten
- Gespräche mit Kindern auf gleicher Ebene (z.B. auf Diskussionen einlassen)
- Verbote oder Anweisung immer erklären und begründen
- Freundschaftliche Umarmungen, spielerische Rangeleien mit den Kindern
- Altersgerechte Späße und Scherze mit den Kindern
- Der Kontakt bzw. der Umgang mit den Kindern bereitet Freude und ist nicht „nur ein Job“
Dabei gilt es jedoch einen wichtigen Grundsatz zu beachten, der sich mitunter aus folgenden Fragestellungen zusammensetzt:
Ist es wirklich nötig, ständig zwischen Mann und Frau zu differenzieren ?
Ist es wirklich nötig, ständig zwischen Erwachsenen, Alten und Kindern zu unterscheiden ?
Ist es wirklich nötig, Menschen ständig zu kategorisieren und in gedankliche Schubladen einzuordnen ?
Ja; ist all das wirklich wichtig, oder reicht es manchmal nicht auch, wenn man einfach nur Mensch ist und Mensch bleibt ?
Bevor ich noch weiter aushole, möchte ich sogleich auch wieder ein wenig zurückrudern. Natürlich gibt es zahlreiche fixe Unterschiede in allerlei bunten Variationen. Biologische, physische, psychische, gesetzliche, offensichtliche, versteckte. Doch darum geht es mir nicht. Es geht mir allein um die Tatsache, dass es in manchen Situationen einfach nur unpassend erscheint, nach den gängigen Normen zu kategorisieren, vorschnell zu bewerten und dementsprechend zu handeln. Die Folge kann sein, dass man den jeweiligen Menschen (ob Mann, Frau, Kind oder Rentner) und seine einzigartigen, für ihn essenziellen Bedürfnisse aus den Augen verliert. Das Problem, welches hierfür verantwortlich ist, ist in erster Linie unser auf Gedankenstraßen fahrendes Gehirn – welches ein trainiertes automatisches Bewerten und folglich auch ein entsprechendes Handeln wie auf Abruf abspielt („es ist eingefahren„). Und, es sind von Menschen gemachte und definierte Positionen und Hierarchien, die dazu führen dass wir unser Gegenüber auf das reduzieren, was wir in diesen Momenten von ihm glauben wahrzunehmen – eine „niedriger“ oder „höher gestellte“ Person. Es ist unser Platz in der Gesellschaft, der uns glauben lässt mögliche Ungerechtigkeiten oder Bevorteilungen anderer wahrzunehmen.
Doch oft lohnt es sich auch, diesen Prozess aus Gedanken und fast schon automatisierter Folge-Handlungen zu unterbrechen. Dies steht in jedermanns Macht, doch in den seltensten Fällen findet eine Nutzung dieser Fähigkeit statt. Die Folge: nie enden wollende Diskussionen um Unterschiede zwischen Mann und Frau in den Medien, eine ständige Bevormundung von Kindern in der Praxis; ein räumliches und gedankliches Abschieben von älteren Mitmenschen. Diese zählen zu den vermeidbaren Kategorisierungen – hierarchische (hauptsächlich Arbeits-Situationen) oder sozialgesellschaftliche (Gesellschaftsschichten) dagegen sind kaum zu verhindern. Was kann man also tun ? Man könnte damit beginnen, bei unsäglichen Mann-Frau „Vergleichssendungen“ im TV abzuschalten. Man könnte seine Kinder einmal als das wahrnehmen, was sie eben auch sind: als Menschen. Das heisst in der Praxis: man sollte zuhören können, und mögliche angesprochene Thematiken und Probleme absolut ernst nehmen. Man könnte einen alten Menschen einmal nach dem fragen, was er wirklich möchte – und ihn nicht möglichst schnell „loswerden“ wollen. Denn: der Mensch bleibt Mensch – hoffentlich…</span
Aus aktuellem Anlass und dem Bezug dieses Textes auf das Feld der Pädagogik muss ich noch folgende Zeilen loswerden: Auch ein Kind ist ein Mensch, ein Mensch wie Du und ich. Mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Wünschen, die es zu respektieren gilt. Warum also werden Kinder oftmals eben nicht respektiert, und deren Bedürfnisse und Interessen hintenan gestellt ? Natürlich gibt es ein (nicht nur „hierarchisches“ !) Gefälle, aber ich möchte es erneut betonen: es kann sich lohnen, dieses zu durchbrechen. Es einmal testweise komplett umzudrehen, zu kippen, zu vergessen – wenigstens für einen Moment. Nun, auch ein Erwachsener kann sich – vielleicht aus Freude oder Spaß am Leben – manchmal wie ein Kind verhalten, muss deshalb aber nicht gleich von anderen Erwachsenen wie eines behandelt oder kritisch „beäugt“ werden. Auch Du hast noch das Recht, manchmal „störrisch“ und „nörgelnd“ wie ein Kind Deine Meinung zu vertreten. Und Kinder sagen zwar nicht immer, aber dennoch am häufigsten die Wahrheit. Man höre zu, und lerne…
Hallo auch mit gefallt dein Text sehr gut und wollte fragen ob ich mich mit deinem Text inspirieren lassen kann und ein paar Merkmale herausschreiben kann natürlich umgeändert.
Liebe Grüße
Adina, Tilev.
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Hallo und klar, kannst du gerne machen. Als Dankeschön würde es mir schon reichen, wenn Du öfter mal vorbeischaust oder z.B. diesen Beitrag hier anderen empfiehlst 😉
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Liebe/Lieber Oliverdsw, könnten Sie mir villeicht helfen eine Definition von Nähe zu finden?
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Biete eigentlich nur das an, was hier steht… für alles andere gibt’s nen Stundenlohn 🙂 😉
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Danke schön! Mir hat der Text ebenfalls gut gefallen,
Ich schreibe zu diesem Thema gerade meine Hausarbeit und wollte fragen, ob du mir deine Quellen zu deinen Kenntnissen preisgeben würdest ?
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Danke für die Rückmeldung !
Quellen gibt es in diesem Fall keine – ich habe lediglich meine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke verarbeitet. 🙂
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Auch mir gefällt der Text sehr gut und ich würde gern einige Ideen und vor allem Merkmale in meine Facharbeit einfließen lassen.
Wäre das in Ordnung, wenn ich dabei die Quelle angebe?
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Danke ! Habe Dir per Mail geantwortet.
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Martin, ich schreibe zu dem Thema ebenfalls meine Facharbeit. Du würdest mir sehr helfen, wenn du mir ein, zwei Bücher verrätst, die du benutzt hast.
LG Tine
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Ich schreibe eenfalls zu dem Thema meine Facharbeit und bin auf der Suche nach Literatur auf dies hier gestossen. Gibts denn noch Bücher, welche ihr empfehlen könnt? Vielen lieben Dank.
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Sehr guter Beitrag. Einige Ansätze konnte ich gut in meine Facharbeit mit einfließen lassen
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Freut mich dass dir der Text gefallen hat, und er Dich offenbar auch noch inspirieren konnte 🙂 MfG, Oliver
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Ein Text der zum Nachdenken anregt und jedem ein denk anstoß gibt.
In der Gesellschaft oft vorkommende „negativ-standard“ Handlungen, die jeder von uns auch anders/besser machen könnte/sollte. Die wiederum dazu führen ein besseres miteinader zu sichern.
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Dankeschön ! Ja, es würde so viel helfen, diesen Kreislauf der „Standard-Handlungen“ zu unterbrechen, und auch mal etwas „verrücktes“ zu wagen… gut, dass es zumindest einige gibt, die genau dies tun. Auch wenn sie damit so manches Mal anecken.
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